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Informationen zu den einzelnen Jahresthemen

2013/2014 Farbe - Licht

Materialien zur Unterrichtsvorbereitung zum Jahresthema "Farbe - Licht"

Kolleginnen/Kollegen, die das Thema "Farbe - Licht" im Unterricht mit ihren Schülerinnen/Schülern behandeln möchten, finden in diesen Texten Informationen und Anregungen. Die Benutzung ist nur für den internen Schulgebrauch und für Fortbildungszwecke erlaubt.

 Pädagogische Handreichungen "Farbe - Licht" (PDF 2 MB)

2012/2013 Wohnen - Raum erfahren

Materialien zur Unterrichtsvorbereitung zum Jahresthema "Wohnen - Raum erfahren"

Kolleginnen/Kollegen, die das Thema "Wohnen - Raum erfahren" im Unterricht mit ihren Schülerinnen/Schülern behandeln möchten, finden in diesen Texten Informationen und Anregungen. Die Benutzung ist nur für den internen Schulgebrauch und für Fortbildungszwecke erlaubt.

Pädagogische Handreichungen "Wohnen - Raum erfahren" (PDF 7,5 MB)


2011/2012 Experiment

Materialien zur Unterrichtsvorbereitung zum Jahresthema "Experiment"

Kolleginnen/Kollegen, die das Thema Experiment im Unterricht mit ihren Schülerinnen/Schülern behandeln möchten, finden in diesen Texten Informationen und Anregungen. Die Benutzung ist nur für den internen Schulgebrauch und für Fortbildungszwecke erlaubt.

Pädagogische Handreichungen "Experiment" (PDF, 3,3 MB)

 

2010/2011 Holz

Holz ist in unserer modernen Zeit nach wie vor in so gut wie allen Bereichen anzutreffen. Selbst an Orten, an denen man kein Holz vermuten würde, „findet sich ein Blatt Papier auf einer Kunststofftischplatte, die einen Kern aus verleimten Holzspänen besitzt“. Holz ist ein Material, ohne das der Mensch nicht sein kann, und auch nicht sein will.
Wenn wir heute ein Stück Holz in die Hand nehmen, empfinden wir sofort eine besondere Nähe und Vertrautheit zu diesem Material. Das Holz erinnert uns auf geheimnisvolle Weise an den tausende Jahre langen Umgang damit, an die in uns abgespeicherten umfangreichen Erfahrung und an die für uns so existenzielle Wichtigkeit dieses unverzichtbarsten Stoffes der Menschheitsentwicklung.
Zitat des Künstlers Jörg Stein: “Ich bin sicher, ich habe Holz im Blut“.

Holz gehört zu den Stoffen, die dem Menschen von Anfang an zur Verfügung standen, bereit zum Gebrauch um überleben zu können, ebenso wie Erde, Wasser und Luft. Viele Künstler sprechen nicht von ungefähr vom Holz als dem fünften Element.
Vielleicht wurde deshalb dem Holz, neben der Stein,- Bronze- und Eisenzeit, - den begrifflichen Versinn-bildlichungen technologischen Fort-schritts der Menschheit, nie ein eigenes Zeitalter zugesprochen; es ist einfach zu zeitlos, zu universal, und das Schicksal der Menschen wird immer, auch in aller Zukunft, eng mit dem Holz verknüpft bleiben. Holz ist kein Stoff der Vergangenheit:
Holz wird uns, wir aber nicht das Holz überleben können.

 

2009/2010 Begegnung

Ein Praxisbeispiel für ein Großprojekt:

Begegnung kommt ins Rollen - ein Kooperationsprojekt  der SCHULKUNST im Landkreis Calw, der Stadt Pforzheim und im Enzkreis mit der Deutschen Bahn und den örtlichen Verkehrsbetrieben

Begegnung, mit Kunst, mit Menschen, mit Neuem, Orten, Ideen, Meinungen, Eindrücken, ... unser Alltag ist reich an Begegnungen. So ist das diesjährige Thema der Schulkunst ein Anstoß, Begegnung nicht nur in der traditionellen Ausstellung als künstlerische Auseinandersetzung zu zeigen, sondern gleichwohl Begegnung zu ermöglichen. Aus dieser Intention heraus entwickelte das SCHULKUNST-Team beim SSA Pforzheim die Idee, zeitgleich mit der bereits geplanten Präsentation von Schülerarbeiten in der Stadtbibliothek Pforzheim, Begegnung tatsächlich im öffentlichen Raum stattfinden zu lassen.
Mittel der Wahl, um Begegnung im Wortsinn erfahrbar zu machen, ist die Kulturbahn, die zwischen Nagold und Pforzheim verkehrt, und die nicht nur zwei Landkreise mit der Stadt Pforzheim verbindet, sondern auch Tag für Tag viele Menschen unabhängig von Alter, Beruf oder Religion zusammenführt.

Parallel zur Schulkunstausstellung in der Stadtbibliothek Pforzheim öffnen sich daher sämtliche Haltestellen zwischen NAGOLD und PFORZHEIM als Arbeits- und Präsentationsfläche.

Außerdem ist beabsichtigt, in den Zügen selbst Kunst und Kultur stattfinden zu lassen.
Begegnung soll sich jedoch nicht nur auf die temporären Aktionen beziehen, sondern auch das bestehende, vielfältige kulturelle Angebot entlang der Kulturbahn wieder mehr in den Blickpunkt rücken. So gibt es darüber hinaus einen FAHRPASS, in dem interessante KULTURORTE entlang der KULTURBAHN zusammengestellt sind.

 

Zusammenstellung ausgewählter Begegnungsorte entlang der Kulturbahn (PDF 2,5 MB)
Auftritte in und um die Kulturbahn - Terminplan (PDF, 13 KB) Kulturbahnquiz - Fragen (PDF 196 KB) Kulturbahnquiz - Lösungen (PDF 163 KB)

 



2008/2009  Erde

Erde ist das Element aus dem die unterschiedlichsten Materialien für die Verarbeitung in der Bildenden Kunst hergestellt werden. Das Material ist einerseits so selbstverständlich und ubiquitär, dass es kaum ins Bewusstsein tritt, andererseits für die Malerei und Plastik durch nichts zu ersetzen. Dass Erde ein außergewöhnlicher Werkstoff ist, zeigt sich in der Vielfalt der unterschiedlichen Bearbeitungsverfahren. Mit den Eigenschaften leichter Formbarkeit und Glätte ist Ton besonders geeignet, um daraus Skulpturen und Gussformen herzustellen. Als Pigment in der Malerei eingesetzt, vermitteln sich über die Materialität der Erde hinaus, auch kulturgeschichtliche Aspekte von Farbe. Neue malerische und plastische Dimensionen des Materials Ton für den Kunstunterricht zu entdecken, stellt eine besondere Herausforderung dar.

Der direkte künstlerische Umgang mit Erde als Gestaltungs- und Ausdrucksmittel spielt in der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts eine immer größere Rolle.

  

Anregungen aus der Praxis:

"Farbige Erden - Herstellung und Gestaltungsmöglichkeiten" (Auszüge aus einem Fortbildungsskript von Raimund Ilg)

Erde als Projektionsfläche

Erde als plastisches Material

Landart - Umgestaltung eines Wiesenareals

 

Der Weinheimer Künstler Horst Busse arbeitet regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern mit Erde / an der Erde. "Lichtblick" nennt sich das Projekt, das er zusammen mit der Diplom-Sozialpädagogin Sabine Casper und Schülernaus dem Berufsvorbereitungsjahr/Wirtschaft und Verwaltung in der ehemaligen Uhlandschule Weinheim durchgeführt wurde.

 

Zeitungsartikel über das Projekt von Horst Busse mit Schülern

 

Ein gelungenes Erdprojekt wurde unter dem Motto "welches Gesicht hat Integration" von der Parkschule Gaildorf in Zusammenarbeit mit dem Künstler Dirk Pokoj anlässlich der Integrationsmesse in Gaildorf durchgeführt.

 

Zeitungsartikel 1 aus der Gaildorfer Rundschau vom 2. Juli 2008 (PDF 229 KB)

Zeitungsartikel 2 aus der Gaildorfer Rundschau vom 8. Juli 2008 (PDF 119 KB)

 

 

Literaturhinweis:

Ton: Modelle und Projekte, KUNST+UNTERRICHT; Heft 301 2006, Friedrich Verlag

 

2007/2008 Papier + Pappe

Ausstellungs-Rückschau: Papierarbeiten von Lore Bert im Ludwig Museum in Koblenz. In Objekten und Rauminstallationen vermag es Lore Bert, wichtigen Fragestellungen von Raum und Zeit nachzugehen wie auch Texten eine neue Gestalt zu geben. 

Weitere Informationen und Abbildungen unter:

 http://www.ludwigmuseum.org/

Dokumentation und Pädagogische Handreichung

Die Dokumentation der ausgestellten Arbeiten auf der Landesausstellung kann über das Zentrum für SCHULKUNST bestellt werden. Darin enthalten ist eine pädagogische Handreichung. Kolleginnen/Kollegen, die das Thema Holz im Unterricht mit ihren Schülerinnen/Schülern behandeln möchten, finden in diesen Texten Informationen und Anregungen. Die Benutzung ist nur für den internen Schulgebrauch und für Fortbildungszwecke erlaubt.

 

2006/2007  Spuren

Das Jahresthema "Spuren" im Schuljahr 2006/2007

Spuren sind Reste, Überbleibsel, Abdrücke, Farbspuren, Abtragungen, Ablagerungen, Narben. Sie zeugen von bestimmten Handlungen, verweisen auf Geschehenes.

Spuren können über einen längeren Zeitraum entstanden sein, der durch sie nachvollziehbar wird. Sie können erklären oder in die Irre führen. Bewusst hergestellte Spuren entstehen in der Hoffnung, dass ein Adressat sie wahrnimmt, findet und interpretieren kann. Spätestens seit den 70er Jahren gilt die Spurensuche als ein Verfahren, das zahlreiche Künstlerinnen und Künstler nutzen: Sie werden gesammelt, ausgewählt, archiviert und ausgestellt. Anhand dieser präsentierten Relikte sollen im Rezeptionsprozess Sinnkontexte rekonstruiert werden. Spurensuchen und Spurensichern – eine Möglichkeit der ästhetischen Selbst- und Umwelterforschung.

Materialien zur Unterrichtsvorbereitung zum Jahresthema "Spuren":

Die Dokumentation der ausgestellten Arbeiten auf der Landesausstellung kann über das Zentrum für SCHULKUNST bestellt werden. Darin enthalten ist eine pädagogische Handreichung. Kolleginnen/Kollegen, die das Thema Holz im Unterricht mit ihren Schülerinnen/Schülern behandeln möchten, finden in diesen Texten Informationen und Anregungen. Die Benutzung ist nur für den internen Schulgebrauch und für Fortbildungszwecke erlaubt.

Beispieltexte aus der Handreichung:

 "Die Spur der Spur", ein Text von Frieder Kerler

Unterrichtsbeispiel Klasse 8 HS zum Jahresthema Spuren von Ursula Schneider-Szutta, GHRS Bühlertann

Ausschreibung "Künstler-Spuren" für alle professionell arbeitenden Künstlerinnen und Künstler und  Ausstellung der eingereichten Arbeiten

Ausschreibung Künstler-Spuren

virtuelle Internet-Ausstellung der Künstler-Spuren

Ausstellung freischaffender Bildender Künstlerinnen und Künstler zum SCHULKUNST-Jahresthema 2006/2007 "Spuren"; Vernissage Fr. 20.4., 15 Uhr im Foyer Neues Schloss. Eröffnung durch Herr Staatssekretär Georg Wacker MdL.

 

2005/2006  Vervielfältigung

Das Jahresthema "Vervielfältigung" im Schuljahr 2005/2006

Beim Thema Vervielfältigung bieten sich unterschiedlichste Arbeitsweisen und Techniken an, von denen hier nur einige kurz skizziert werden.

Plakatgestaltung
Plakatkunst beschreibt eine gestalterische Arbeit, die Text und Bild einsetzt, wobei die Typografie sorgsam gewählt wird. Das verwendete Bildmaterial unterstreicht zwar die Botschaft, aber erst durch die angewandte Typografie wird der gewünschte Informationscharakter erreicht.
Die "digitalen Werkzeuge" eröffnen dem Künstler unendlich viele kreative Möglichkeiten der Beeinflussung und Bearbeitung von Schrift und Bild. In einer praktisch-theoretischen Auseinandersetzung können die zur Verfügung stehenden Werkzeuge traditionell und medial erprobt werden.

Radierung
Seit ihrem Entstehen ist die Druckgrafik, von ihrer Bedeutung als Kommunikationsmittel abgesehen, ein hervorragendes künstlerisches Ausdrucksmittel.
Eine der zahlreichen künstlerischen Drucktechniken ist die Radierung. Mit ihren unerschöpflichen Zahl an technischen Ansätzen und Variationsmöglichkeiten stellt diese Drucktechnik das künstlerische Vervielfältigungsverfahren per se dar.

Copy Art
Copy Art setzt die Lust auf das Experiment voraus, aber auch die Absicht, die 'eigentliche' Funktion des Kopierers - die möglichst perfekte Reproduktion einer Vorlage - zu umgehen. Der Umgang mit dem Gerät als Vorlagengenerator mündet in ein kreatives Spiel zwischen Konzeption und Präsentation im zwei- und mehrdimensionalen Bereich.

Es gibt dabei unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten des Kopierers:
Realkopie - der Kopierer als Kamera (Objekte auf Vorlageglas)
Copy Generation - die Kopie der Kopie der Kopie (wiederholtes Kopieren der Kopie bis die motivische Vorlage in Punkte und Linien zerfällt und sich auflöst)
Copy Motion - die Kopie in Bewegung (z. B. mit der Kopiervorlage der Abtastbewegung des Kopierers folgen, verschiedene Richtungen und Geschwindigkeiten ausprobieren) .

 

2004/2005  Körper/Farbe

Das Jahresthema "Körper/Farbe" im Schuljahr 2004/2005

Körper und Farbe (Dorothee Höfert)

"Die Idee, Farbe der Form hinzuzufügen, ist so alt wie die Welt selbst."
Paul Manz, 1856

"Alles, was auf der Welt ist, muss irgend eine Farbe haben.... Selbst das Grau des Rußes, selbst die düstersten Gegenden haben eine Farbe.... Aufgabe des Menschen ist, auch das Düsterste mit dem Glanz der Sonne zu verbinden."
Bruno Taut, 1925

Die Verbindung von Körper und Farbe scheint auf den ersten Blick ganz selbstverständlich zu sein, denn jeder menschliche Körper wie auch jeder Kunst-Körper – eine Skulptur, eine Plastik - "trägt" vielerlei Farbe.

Und dennoch denken wir bei den Begriffen „Skulptur“ oder "Plastik" in erster Linie an den einfarbigen Marmor der Venus von Milo oder an Michelangelos strahlend weißen David, an die monochromen Metalloberflächen Rodins oder die schlichte Holztonigkeit Barlachs; so wie einem beim Stichwort "Körperfarbe" zunächst eher kosmetische Farben wie Lippenstift oder Wangenrouge einfallen. Dabei spielt die Bemalung menschlicher Körper – nicht nur des Gesichts - im Leben vieler Völker noch heute eine große Rolle. Rituale und bestimmte Feste in Afrika oder Neu-Guinea erfordern die sorgfältige Verwandlung des gesamten Körpers in ein bemaltes Körper-Objekt. Farbige Tätowierungen, in Ozeanien traditionell verankert, gelten bei vielen Jugendlichen der westlichen Industrienationen seit einigen Jahren als wichtiger Körperschmuck.

Auf dem Gebiet der Bildenden Kunst waren Skulpturen und Plastiken seit der Antike immer wieder farbig gefasst, erst die klassizistischen Ideale des 19. Jahrhunderts prägten die Vorstellung „reiner“ Körper, deren schimmerndes Marmorweiß jeden zusätzlichen Farbauftrag verbot. In der Geschichte der plastischen Kunst unterstützte Farbe zunächst die Verlebendigung einer Figur; so galt der Bildhauer im alten Ägypten als derjenige, „der lebendig macht“ und zu diesem Zweck Körper und plastisch angedeutete Kleidung seiner Gestalten bewusst naturalistisch bemalte. Auch die Kunst Griechenlands verzichtete keineswegs auf Farbe in Skulptur und Plastik – eines der berühmtesten Beispiele ist die 456 v. Chr. im Tempel von Olympia aufgestellte Zeus-Statue des Phidias. Sie war außen mit Gold, Elfenbein und Ebenholz verkleidet und mit gegossenem farbigen Glas und Edelsteinen verziert. Über die farbige Gestaltung, also über den Wert und die Bedeutung der Farbe an und auf plastischen Körpern, kam es in der Antike zu einem philosophischer Diskurs, in dem etwa für Platon die Farbe neben Form und Proportion ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung von Kunstwerken darstellte. Indem er die Farben einzelnen Empfindungen wie Zorn oder Freude zuordnete, betonte er den besonderen Ausdruckscharakter einzelner Farben.

Im Mittelalter gab es im Kanon der Handwerkszünfte eigens die "Fassmaler", die die Figuren ihrer Schnitzer-Kollegen farbig überzogen und damit die Wirkung der Skulpturen z. B. im Zusammenhang eines Altars beträchtlich steigerten. Ein selbstbewusster Bildschnitzer wie Tilmann Riemenschneider an der Schwelle der Epoche der Renaissance verwahrte sich jedoch ausdrücklich gegen die Bemalung seiner Skulpturen, um seine besonders feine und differenzierte Schnitzkunst in der Tonigkeit des von ihm bevorzugten Lindenholzes sichtbar werden zu lassen und um zu verhindern, dass seine Heiligen etwa als reale Gestalten aufgefasst werden würden.

Die farbige Gestaltung und Bemalung von Skulpturen und Plastiken, im Barock eine Selbstverständlichkeit zur Steigerung der sinnlichen Wirkung, im Klassizismus hingegen verpönt, wurde am Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt, weil die vielen archäologischen Funde farbiger Skulpturen und Plastiken in Griechenland und Kleinasien das Wunschbild marmorweißer antiker Figuren korrigierte. Auch die Künstleravantgarde vor und um 1900 beschäftigte sich mit dem Phänomen Farbe über die flache Leinwand hinaus: Während ein Max Klinger seine beeindruckenden dreidimensionalen Frauengestalten oder seine Beethoven-Figur aus verschiedenen farbigen Marmorarten naturnah zusammensetzte und dabei besonders den Augen große Aufmerksamkeit widmete, ging der Maler Edgar Degas noch einen Schritt weiter, indem er etwa die gleichmäßig dunkle Bronzeplastik seiner "Balletttänzerin" mit echter Kleidung – einem farbigen Baumwollgazeröckchen - versah.

Die Kunst des 20. Jahrhunderts setzte sowohl auf die Möglichkeiten realistisch-steigernder Polychromie (Duane Hanson) wie auch im Gegenteil auf die monochrome Beschränkung auf eine Farbe (Yves Klein). Aktuelle Vertreter eines polychromen Skulpturenkonzeptes, mit dem immer zugleich auch die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Realität berührt wird, sind der Japaner Katsura Funakoshi oder der umstrittene amerikanische Künstler Jeff Koons.

Angrenzende Bereiche wie die Geschichte der Wachsbildnerei, der anatomischen Modelle und des Wachsfigurenkabinetts, die illusionistisch gemalte Skulptur in Grisaille-Technik  sowie die Idee des Gesamtkunstwerkes bieten weitere Aspekte zur Beschäftigung mit dem weitgespannten diesjährigen Schulkunst-Thema.

 

 

2003/2004  Bewegung

"Es bewegt sich alles. Stillstand gibt es nicht."
(Jean Tinguély)

Zu allen Zeiten galt die Darstellung von Bewegung als herausfordernde Aufgabe der Kunst. Wie lässt sich Bewegung glaubhaft im Bild oder Objekt vermitteln, wenn die Darstellung selbst nur eine statische Momentaufnahme sein kann? Dennoch können Kunstwerke Bewegung sowohl im optisch-illusionistischen als auch im übertragenen Sinn als "Denk-Bewegung", vermitteln.

Bewegung als Kennzeichen des Lebens wird durch die einschneidenden technischen Entwicklungen inzwischen vor allem als Beschleunigung wahrgenommen, die längst alle Bereiche des Daseins in einer modernen Gesellschaft erfasst hat. Während in den Meisterwerken der Vergangenheit der Begriff der Bewegung in Malerei und Plastik ebenso wie in der Architektur vor allem als Metapher eine Rolle spielt, steht Bewegung als stärker inter-aktiv begriffener Prozess im Zentrum des aktuellen Kunstgeschehens.

Die künstlerische Sensibilisierung und Begeisterung für das Phänomen der Bewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts völlig neue formale Strategien freisetzte, findet sich 1910 im beeindruckenden "Technischen Manifest der futuristischen Malerei" der italienischen Künstlergruppe um Giacomo Balla und Umberto Boccioni  wieder: „Alles bewegt sich, alles fließt, alles vollzieht sich mit größter Geschwindigkeit. Eine Figur steht niemals unbeweglich vor uns, sondern sie erscheint und verschwindet unaufhörlich. Durch das Beharren des Bildes auf der Netzhaut vervielfältigen sich die in Bewegung befindlichen Dinge, ändern ihre Form und folgen aufeinander wie Schwingungen im Raum.“

Von Simultandarstellung mehrerer Ansichten über Motivvervielfachung und Erprobung kinetischer Ansätze führt der Weg konsequent zur Einbeziehung des Körpers in Form von Fluxus, Happening und Aktionskunst bis hin zur multimedialen Verbindung von Text, Ton und Bild in computergesteuerten Szenarien.

In der Materialsammlung "Bewegungsmelder" (Handreichung für Multiplikatoren und SCHULKUNST-Betreuer, herausgegeben vom Landesinstitut für Erziehung und Unterricht Stuttgart 2003) finden Kunsterzieherinnen und Kunsterzieher vielfältige Anregungen zur Umsetzung des Themas im Schulunterricht. In spielerisch-experimentellen Szenarien können Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Wirklichkeitserfahrungen mit Hilfe des Themas "Bewegung" darstellen und dabei ein Phänomen bewusst machen, das persönliche Lebenszusammenhänge und gesellschaftliche Realität gleichermaßen bestimmt: Bewegung als Konstante des Daseins.

 

 

2002/2003  Abstraktion

"Es gibt keine abstrakte Kunst, man muss immer mit etwas beginnen, nachher kann man alle Spuren des Wirklichen entfernen. Dann besteht ohnehin keine Gefahr mehr, weil die Idee des Dinges inzwischen ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen hat."
(Picasso)

Die Welt ist sowohl konkret als auch abstrakt, ist Erscheinung als auch Wesen. Abstraktionen der Wirklichkeit begegnen uns alltäglich bei den vielfältigsten Bildeindrücken. Unsere eigene Bildwelt beinhaltet Abstraktionen. Wir übersetzen Gegebenes in Farben und Formen und wandeln Material um. Oft sind es flüchtige Momente und Augenblicke, in denen wir nur Fragmente des wirklichen Abbildes erhaschen. Muster, Farbflächen oder Formen verlieren an Realität. Ähnlich verhält es sich mit Bildern, die wir mit geschlossenen Augen sehen, z.B. Nachbilder oder Imaginationen.

"Abstraktion" bedeutet im klassischen Sinne "abziehen, trennen, wegziehen".
Unter abstrakter Kunst werden im Allgemeinen Kunstwerke bezeichnet, die gegenstandslos und nicht figurativ sind. Das Nicht-Fassbare und über die Sinne des Menschen Hinausgehende kann mit den Mittel der Malerei konkretisiert werden. Abstraktion kann immer nur vom realen Erscheinungsbild her gedacht werden und ist auch bei größter Nähe dazu, immer ausgerichtet auf die Art der Umwandlung, die ein Kunstwerk von der Erscheinung trennt und die es zum Kunstwerk macht.

Zu allen Zeiten wird in der Kunst abstrahiert. Doch unterschiedlich ist in den jeweiligen Epochen und Kulturen der Grad der Abstraktion. Gerade im 20. Jahrhundert wird die Abstraktion als eigenständiges bildnerisches Phänomen erkannt und erhoben. Picasso beispielsweise entwickelt systematisch und in kleinen Schritten eine Abstraktion, bei dem das Motiv immer gleich bleibt. In seinen berühmten Stierbildern reduziert er nach und nach das Tier vom Besonderen der Körperform bis zum einfachsten Zeichen. Piet Mondrian reduziert ähnlich systematisch wie Picasso, löst dann aber die ursprünglichen Bedeutung auf und verändert sie zu einem anderen Zeichen.

Mit dem Thema "Abstraktion" greift die Schulkunst ein Thema in der Kunst auf, das gerade im 20. Jahrhundert  für viele Künstler ein zentrales Thema ihres Schaffens bedeutet. Dabei wurden Zeichnungen, Malereien, plastische Arbeiten im Kunstunterricht aller Schularten gefertigt. Das Arbeiten mit den vielfältigen Mitteln der Abstraktion im Fach Bildende Kunst erleichtert den Schülerinnen und Schülern die bildnerische Sprachfähigkeit, sich in ihrer Befindlichkeit, in ihrem Erleben von Welt auszudrücken. Die  Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Ausdrucksfähigkeit und erkennen andere Wirklichkeiten, über die sie sich neu verständigen können. Durch das bildnerische Tun nehmen sie nicht nur ihre Alltagswelt bewusster wahr, sondern gewinnen einen neuen Zugang zur einer bildnerischen Ausdrucksform, die in der Kunst, insbesondere in der des 20. Jahrhunderts eine besondere Rolle spielt.

 

2001/2002  Raum

Sprache verrät, wie sehr unsere Lebenswirklichkeit mit Raum, Um-Raum und LebensRaum in Verbindung steht: Aus einer Fläche heraus in den Raum treten, einen Raum erdenken, körperlich erspüren, ihn begehen. Räume erfassen, ergreifen, durchdringen. Räume formen, sie umformen. Wir erfahren Raum über die Materie sowie über Körper im Raum und dem jeweiligen menschlichen Erleben damit oder darin: Architektonische Räume, städtische Räume, Kirchenräume, Landschaftsräume. Aber auch Alltags-Räume, Kunst-Räume, kunstvolle Räume.

Wie sich Architektur und Kunst zum Raum verhalten, hing in der Geschichte von der jeweils aktuellen Weltanschauung ab. Die Auffassung vom Kirchenbau als burgartigem Schutzbezirk finden wir im blockhaft hermetischen Stil der Romanik, während das scholastische Denken in der Gotik den Baukörper aufbrach und in ein transparentes Raumgitter verwandelte. Der auf Harmonie bedachte Renaissance-Mensch strebte den ruhigen, ebenmäßigen, symmetrischen und geschlossenen Bau an, während die barocken absolutistischen Herrscher ihre Schlösser wie in einer pathetischen Geste in den Raum hinausgreifen ließen.

Aber auch nationale Eigenschaften bestimmen das Verhältnis zum Raum. So verfügten die Griechen nicht über einen Begriff von Raum. Denn ‚Topos‘ meint nicht Raum, sondern Ort. Dementsprechend ist der griechische Tempel in einer plastischen Auffassung ein allseitiger Körper ohne eine herausgehobene Schauseite. Im Gegensatz dazu verweist der lateinische Begriff ‚spatiom‘ auf die Landvermessung, den Straßen- und Städtebau, also auf ein primär räumliches Denken. Es verwundert deshalb nicht, dass die fluchtpunktperspektivische Konstruktion in der von römischem Denken noch stark geprägten italienischen Kunst entwickelt wurde.

Das räumliche Denken in Deutschland ist ausgesprochen prozessbestimmt. Der Eindruck von Raum wird in der deutschen Malerei des späten Mittelalters und durch alle Epochen hindurch bis zum Expressionismus und vor allem bei Max Beckmann durch das Vollstellen mit Figuren und Gegenständen erzeugt. Auch die linearperspektivische Konstruktion hat ihre geschichtlichen Ursachen. Sie entstand in der Zeit nach den Entdeckungsfahrten, bei welcher die Navigation nach Messinstrumenten die unverzichtbare Voraussetzung für das Erreichen des angepeilten Ziels war. Die Linearperspektive ist ein mathematisches Ordnungssystem, mit welchem nicht nur die Illusion von Raumtiefe geschaffen werden kann, sondern welches Figuren und Gegenständen ihren richtigen Platz im Gesamtgefüge zuweist.

Mit dem Thema ‚Raum‘ im Kunstunterricht tritt man hinaus aus den Raum-Grenzen des Kleinformats und der Ebene einer Blatt-Fläche. Räumliches Erfassen geht mit räumlichem Erleben und räumlichem Begreifen einher. In Räumen wird konstruiert, Räume selbst werden konstruiert. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit räumlicher Plastik und Architektur und setzen sich somit bewusst mit einer erweiterten Welten-Raum-Erfahrung auseinander.

Das Thema ‚Raum‘ fordert zu vielfältigen Präsentationsformen auf, die von der herkömmlichen Ausstellungsform bis zu plastischen Gestaltungen im Raum reichen. Zu erwarten sind auch Raum-Installationen, die jedes persönliche Raum-Erlebnis bereichern.

 

2000/2001  Abbild-Foto-Video

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass unsere zukünftige Informationsgesellschaft in einem nie gekannten Maß neben der Sprache mittels Bildern kommunizieren wird. Wie sinnvoll und erfolgreich unsere Schülerinnen und Schüler in Zukunft an der Kommunikation teilnehmen können, wird auch von ihrer Fähigkeit abhängen, Bilder zu erzeugen, zu gestalten und zu verändern.

Mit diesem Thema spannt die SCHULKUNST den bogen von den ältesten Techniken und ersten Versuchen des Menschen, seine Wahrnehmungen der sichtbaren Welt festzuhalten, bis zu den modernsten Möglichkeiten digitaler Bilderzeugung und -bearbeitung. Die Beschränkung auf das Bild erfolgt nur, um dieses in all seinen Erscheinungsformen erfassen zu können, von der starren Zeichnung bis zur filmischen Animation. Den Schulen wird Gelegenheit gegeben, die große Bandbreite eines modernen Kunstunterrichts darzustellen, der vom Umgang mit Stift und Pinsel bis zur Digitalkamera und Schnittcomputer unterschiedlichste handwerkliche Fertigkeiten entwickelt. Der aber zugleich auch befähigen muss, die jeweils angemessene Wahl von Werkzeug und Material zu treffen. So zeigt sich gerade bei diesem Thema, dass es nicht genügt, jeweils nur die neueste Technik einzusetzen.

Das Thema ‚Abbild-Foto-Video‘ fordert zu unterschiedlichen Präsentationsformen auf, die von der herkömmlichen Ausstellung bis zu Videofilmtagen reichen. Die Schülerinnen und Schüler aller Schularten nutzen die unterschiedlichsten Techniken nicht nur in der erlernten und bewährten Weise, sondern sie kombinieren sie auch unvoreingenommen und experimentierfreudig. So können auch die Erwachsenen vom selbstverständlichen und souveränen Umgang der Kinder und Jugendlichen mit den unterschiedlichsten Mitteln lernen.

 

1999/2000  Schulkunst – Kunstgeschichte

Im Kunstunterricht ist die Kunstgeschichte ständig präsent, auch wenn dies den Schülerinnen und Schülern nicht immer ausdrücklich bewusst wird. Fast jede Aufgabe hat ihr Vorbild in einem Kunstwerk, fast jede Lösung durch die Schüler orientiert sich an bereits Gesehenem. Schon deshalb ist es sinnvoll, den Blick der Schülerinnen und Schüler auf die Originale zu lenken, von denen auch die moderne Bilderflut angeregt wird. Der Blick auf die Kunstgeschichte bedeutet dabei nicht die Abwendung von den neuen Medien, er erhält angesichts der rasanten Vermehrung der Bilder durch die Medien erst seinen Sinn.

Das Thema Schulkunst - Kunstgeschichte soll Lehrer/innen und Schüler/innen ermutigen, im näheren und weiteren Umfeld ihrer Schule nach kultur- und kunstgeschichtlichen Spuren zu suchen und das aktuelle Kunstgeschehen aufzugreifen: Kunstgeschichte vor Ort zu betreiben, entdecken, gestalten, recherchieren, vergleichen, Bezüge herstellen. Orte, Plätze, Denkmäler ... werden so zum Schulort und zum Kunstort. Kunstgeschichte ist ein Prozess, der uns mit einschließt.

 

1998/1999  Entwerfen und Gestalten – Design

Mit Absicht wurde das Thema ‚Design‘ um die Begriffe ‚Entwerfen‘ und ‚Gestalten‘ erweitert, damit die Behandlung nicht auf die wenigen Stunden beschränkt bleibt, zu denen der eine Begriff in den Bildungsplänen auftaucht. Entwerfen und Gestalten bezieht viele andere Bereiche ein, die zwar auch zum ‚Design‘ gehören, die bei diesem Stichwort aber nicht spontan einfallen: vom Gestalten einer Fläche mit Muster, Ornament oder Rapport, für Einladungen oder Tapeten bis zum Gestalten von Festen und Feiern. Erweitert wurden damit die Möglichkeiten, das Thema fächerverbindend zu behandeln und für die Grund- und Sonderschulen zugänglich zu machen.

Wie alle Bereiche des Kunstunterrichts erhält auch dieses Thema seinen Sinn erst, wenn es aus seinen engen Grenzen herausgeführt wird, wenn auch der Transfer möglich wird. Wichtiger als das Wissen über Formen von Industrieprodukten ist die übergeordnete Dimension des Gestaltens, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt und die den bildnerisch weniger Begabten genauso betrifft wie den mit dem sensiblen Duktus – beim Einkaufen, beim Essen und beim Fernsehen. Auch Auswählen, Zubereiten, Verwerten und der Umgang mit Anderen ist Gestalten und kann ästhetischen Kriterien unterzogen werden.

Neben dem praktischen Umsetzen des Themas, von der Skizze und Gebrauchsanleitung bis zur Präsentationszeichnung, über alle Größen und Formen von Modellen bis zu ‚echten‘ Produkten lassen sich dazu auch umfassende Sammlungen anlegen, sowohl von Abbildungen als auch von Gegenständen: Eierbecher, Kugelschreiber, Bleistiftspitzer oder Radierer, die sich wiederum ergänzen lassen durch das, was immer noch keiner erfunden hat.

 

1996/1997  Prinzip Zufall

„So sehr die individuelle Form ihren Ursprung dem Zufall verdankt, so sehr ist der Prozess der Auslese und Evolution unabwendbare Notwendigkeit.“ (Jaques Monod)

Im ‚Prinzip Zufall‘ wird das Zufällige zum Gestaltungselement erhoben. Als Ausgangspunkt oder Endprodukt regt es die Schülerinnen und Schüler zu neuen Sehensweisen, Gestaltungen und Problemlösungen an.

Sich mit den Zufallstechniken in der Bildenden Kunst zu beschäftigen heißt: künstlerisch reich, intensiv, lustvoll und qualitätsvoll zu arbeiten. Nicht selten lässt sich ein vermeintlicher Unfall so rasch in ein Erfolgserlebnis verwandeln, wenn dessen kreatives Potential als Quelle künstlerischer Inspiration und Imagination erkannt werden kann. Reagieren auf zufällig Entstehendes oder Entstandenes, sehen lernen, loslassen vorgefertigter, zurechtgelegter oder konventioneller Ansichten, nicht krampfend etwas Neues auf sich wirken lassen und zulassen ...

 

1995/1996  Spiel-Aktion-Performance

Das Spiel ist Grundhaltung und Ausgangspunkt in vielen künstlerischen Prozessen. Darüber hinaus wird es als neue Möglichkeit menschlicher Kommunikation eingesetzt: in der Aktion wird das Spiel zielgerichtet entwickelt, in der Performance zum Gesamtkunstwerk.

Spielarten: Action Painting, Aktionskunst, Arte Povera, Automatismus, Body-Art, Conceptual Art, Dada, Environment, Event, Fluxus, Futurismus, Happening, Improvisation, Inszenierung, Konzeptkunst, Land Art, Minimal Art, Pantomime, Performance, Process Art, Rauminstallation, Soziale Plastik, Spurensicherung, Surrealismus ...

Man sollte meinen, es sei ein leichtes Spiel, etwas zu beschreiben, was unser Wesen ist. Alle kennen wir die diversen Kinderspiele von Ballspiel bis Blinde Kuh, die Brettspiele, die Gesellschaftsspiele. Was hat das mit Kunst zu tun? Einiges. Nicht nur nach dem Beuys'schen Kunstbegriff, nach dem die Intensität des menschlichen Tuns über Kunst oder Nichtkunst entscheidet. In den traditionellen Kunstformen der Bildenden Kunst ist es und bekannt: der "spielerische" Umgang mit Farbe, Form und Materialien.

Ist alltägliches Spiel Kunst? Aktion, Spiel und Performance nehmen durchaus Elemente des Alltäglichen und Banalen auf, verarbeiten und transportieren sie jedoch weiter, um eine künstlerische Aussage, Haltung oder eine bestimmte Vorstellung zu verdeutlichen. Die Zusammenführung von Bildender Kunst, Musik, darstellender Kunst, Literatur und Medien in Spiel, Aktion und Performance impliziert Modernität, hat jedoch auch eine Geschichte, gerade im Mysterienspiel des Mittelalters, im Gedanken des Gesamtkunstwerks im Barock, in der Architektur, bei Bauhaus, Dada und Surrealismus.

So hat dieses Schulkunstthema gleich doppelten Sinn: zum einen die Bereicherung des Unterrichts und der Schülerinnen und Schüler durch Spiele, zum anderen die Öffnung für zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen und damit womöglich Akzeptanz und Verständnis dafür.

 

1994/1995  Zeichnung

Das Jahresthema ‚Zeichnung‘ beschäftigt sich mit einer der ältesten Ausdrucksmöglichkeiten menschlicher Kultur überhaupt. Die Fels-Ritz-Zeichnungen der Steinzeit gehören zu den frühesten Bildinformationen, die uns von Menschen überliefert sind. Bei dem entwicklungspsychologisch wichtigen Bemühen, sich die Welt optisch anzueignen, stellt die Zeichnung eine elementare Zugangsmöglichkeit dar. In ihrer vielfältigen Gestalt z.B. als Skizze, Entwurf, Studie oder als eigenständige Zeichnung ist sie ein unverzichtbares Kommunikations- und Ausdruckmittel, das sich der unterschiedlichsten Techniken bzw. Materialien wie Feder, Stift, Pinsel, Kohle etc. bedient. Mit den verschiedenen druckgrafischen Techniken werden zusätzlich die Möglichkeiten dieses Mediums im Bereich der Vervielfältigung wesentlich erweitert.

Die ersten Kritzeleien von Kindern sind bereits Schritte in die Welt der Zeichen. Auf der Basis von elementaren, primären Zeichen baut sich im Laufe der Jahre der gesamte Zeichenbesitz zu Ornament und Gestaltung auf. Hier kann die Kunsterziehung helfen, die uns umgebende Zeichenwelt durchsichtiger und lesbarer zu machen.

 

1993/1994: Grafik – Schriftgestaltung

Der Bereich Grafik, zum einen mit der Zeichnung als spontane und direkte Niederschrift von Ideen, Empfundenem und Gesehenem, zum andern als streng durchdachte und analysierende Darstellung und Auseinandersetzung mit der uns umgebenden Welt, wie beispielsweise in Perspektive und Raumdarstellung.

Das Jahresthema ‚Grafik – Schriftgestaltung‘ beschäftigt sich mit einer der ältesten Mitteilungsformen als Zeugnis menschlicher Kultur. Schriftzeichen dienen der Überlieferung von Nachrichten, die machen Laute beziehungsweise Sprache sichtbar und sind hierzu mit bestimmten Bedeutungen belegt.

Über dieses Vehikel für Informationen hinaus besteht Schrift aber auch aus eigenständigen Bildzeichen, deren Gestaltung ästhetisch-bildnerischen Grundprinzipien unterliegt und deren Ausformung eine Textaussage wesentlich beeinflussen kann. Hier kann die Beschäftigung mit der Umformung von Buchstaben oder Bildzeichen in spannungsreichen Bild-Textbeziehungen die Ausdrucksmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler erweitern.

Neben der Bildung von Worten und Sätzen eignet sich der ursprüngliche Bedeutungsträger Schrift aber auch hervorragend zum freien Formenspiel. Durch Anordnung und phantasievolle Ausgestaltung der Buchstaben wird die Lesbarkeit der Schrift dabei weitgehend aufgehoben. Dieser freie Umgang mit den Schriftzeichen eröffnet im Kunstunterricht zusätzlich neue bildnerische Möglichkeiten, zum Beispiel bei der Umsetzung von Zeichen in flächenrhythmisch gegliederte abstakte oder gegenständliche Kompositionen.

Innerhalb des Bereichs ‚Grafik – Schriftgestaltung‘ sind vielfältige Anknüpfungspunkte und Hinweise auf Berufsbilder, beispielsweise bei den Printmedien mit Typographie, Grafikdesign, Werbung und Layout, gegeben. Hier vermittelt der Kunstunterricht also auch wertvolle Impulse für die zukünftige Berufsfindung. Der Lernbereich bietet darüber hinaus zahlreiche Ansätze für die fächerübergreifende Unterrichtsarbeit im Fach Bildende Kunst insbesondere in Verbindung mit Deutsch, wie bei Plakatentwürfen, Projektzeitungen, Textillustrationen oder der Analyse oder Gestaltung von Werbeanzeigen.

 

1992/1993  Farbe / Malerei

Der faszinierende Umgang mit dem Phänomen Farbe, ihr Zustandekommen, ihre Erscheinung und ihre verschiedenartige Wirkung im Bild und auf die Psyche des Betrachters.

Farbe spielt in der Kunst und in der Kunsterziehung eine überaus bedeutende Rolle, da sie unmittelbar auf Sinne und Gemüt der Menschen wirkt. So erfährt schon der ganz junge Mensch in der Beschäftigung hiermit vollkommen neue Möglichkeiten, sich in seiner persönlichen gefühlsbetonten Erlebniswelt anderen gegenüber bildnerisch mitzuteilen und auszudrücken. In diesem Zusammenhang ist es eine wichtige Aufgabe des Kunstunterrichts, junge Menschen durch den kreativen Umgang mit Farbe und der Auseinandersetzung mit bildnerischen Problemen zu Sinneserfahrungen und Wahrnehmungen zu führen, die für die Ganzheit des Menschen – Körper, Hand, Kopf, Herz und Verstand – von großer Bedeutung sind.

In seinem Aufsatz „Über die Prinzipien der Farbgebung in der Malerei“ (1913) prägte der Kunsthistoriker H. Jantzen die Begriffe „Eigenwert und Darstellungswert der Farbe“. Er unterschied zwei Auffassungen von Malerei, die sich im Laufe der Geschichte abwechseln, aber auch durchdringen. In seinen Ausführungen, die auf die Aufgaben, Absichten und Wirkungen der Farbgebung eingehen und somit die Funktionen der Bildfarben beschreiben, heißt es wörtlich:

„Unter ‚Eigenwert‘ verstehe ich alle diejenigen Werte in der Wirkungsweise der Farbe, die ohne Rücksicht auf den Farbenträger Geltung besitzen, in denen also die Elementarkräfte der Farbe zum Ausdruck kommen, ihr Schönheitswert, ihr Buntwert, ihre Möglichkeit, sich wechselseitig zu ergänzen, zu steigern oder abzustoßen. Unter ‚Darstellungswert‘ seine alle diejenigen Eigenschaften in der Wirkungsweise der Farbe verstanden, die darauf ausgehen, die Natur des Farbenträgers zu erklären, die nicht nur seine ‚Färbung‘ angeben, sondern auch seine Stofflichkeit, Härte, Dichte, Rauheit, Glätte, das Körperhafte ebensogut wie seine Stellung im Raum und Licht, das heißt also diejenigen Werte, um die sich alle nachmittelalterliche Malerei, die die Welt als eine Welt individueller Dringlichkeit auffasste, unaufhörlich bemühte. Die Geschichte der Farbe in der Malerei ist die Geschichte der sich stets wandelnden Beziehungen von ‚Eigenwert‘ und ‚Darstellungswert‘ zueinander.“ (Jantzen 1913)

„Malerei ist die Natur durch ein Temperament gesehen.“ (Max Liebermann) Aus diesem Temperament leitet sich auch die Darstellungsform der Farbe, die Farbfiguration und somit der Malstil ab. Die Figuration der Farbe, ihre Darstellungsform, meint ihre formale Erscheinung als visuell-ästhetisches Element und bezieht sich auf die mehr oder weniger deutliche Abgegrenztheit der Farbfläche oder des Farbflecks. Die Art des Farbenvortrags ist stilbildend (Malstil), demnach unterschied der Kunsthistoriker Wölfflin den „malerischen und linearen Stil“.

Beim linearen Stil ergibt sich als Farbform eine klar umrissene, abgegrenzte und übergangslose Farbfläche in einem durch die lineare Vorzeichnung festgelegten Bildgerüst. Die Körper werden in Konturen und Farbflächenschichten, oft Lasuren, nach ihrem tastbaren Charakter begriffen (Tastbild). Licht und Schatten modellieren in Hell-Dunkelabstufungen der Farbe den Eindruck des Körperlich-Plastischen. Meist in Lokalfarbigkeit und Lasurmalerei verwirklicht, lässt diese Darstellungsform weder Malspuren noch ‚persönliche Handschrift‘ (Duktus) erkennen (vgl. Dürer, Friedrich).

Beim malerischen Stil lässt sich die Farbe nicht mehr in eine geschlossene, begrenzte Form pressen, sondern strömt bzw. greift fleckenhaft ineinander über. Das Sichtbare wird in der Gesamtheit zu einer schwebenden Erscheinung (Sehbild), wobei die Grenzen des Dingleichen nicht mehr betont werden. Durch das Zusammenfließen von Licht- und Schattenmassen wird die Linie entwertet, genauso wie sich Licht und Farbe von einer bloßen Formerläuterung lösen. Die malerische Erscheinungsform verdrängt die sachliche Bildform, und die Erscheinungsfarbe lässt meist deutlich Malspuren erkennen. So charakterisiert dieser Farbvortrag oft einen persönlichen Malstil, oder wird wie beim Impressionismus selbst zum Stilmerkmal einer ganzen Kunstrichtung (vgl. Monet, Kirchner).

 

1991/1992  Architektur

Die Problematik gebauter Umwelt bei der Auseinandersetzung mit ästhetischen, technisch-konstruktiven, funktionalen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und biologisch-ökologischen Fragen der Architektur.

Schule hat die Aufgabe, Schüler zur bewussteren Wahrnehmung des Lebens- und Umweltbereiches ‚Architektur‘ zu führen, Aufgaben und Bedingungen zu zeigen und dies als Impuls und Motivation zur Gestaltung zu nutzen. Es kommen auf diese Weise unterschiedliche Funktionen, Ausprägungen und Wirkungsweisen der Architektur zur Sprache und ins Bild: Die bergende und schützende Aufgabe der Architektur kann sich als Erfahrung in Bildern und Zeichnungen niederschlagen. Architektur kann auch als Bedrohung empfunden werden – entsprechend kann dann eine bildnerische Reaktion erfolgen.

Architektur schlägt sich weiter nieder als Ausdruck menschlicher Selbstverwirklichung in fotografischen Dokumentationen und Zeichnungen. Architektur als raumbildende Kunst ist schließlich nur in Raumbezügen mit intensiven Raumerfahrungen beurteilbar. Raumkonzepte sind deshalb unerlässlicher Bestandteil einer Ausstellung zur Architektur (Beispiel Klangraum). Das Bauen selber schließlich, das den Menschen seit seinem ersten Auftreten als einen ‚homo aedificans‘, als einen Bauenden auszeichnet, ist für Kinder aller Altersstufen ein Grundantrieb, dem auf vielfältigste Weise Entfaltungsmöglichkeiten angeboten werden können: Nester, Höhlen, Baumhäuser und Märchenpaläste sind willkommene Gestaltungsaufgaben

Im Modellbau werden räumliche Gegebenheiten und statische Bedingungen der realen Bauaufgabe sichtbar. Mögliche Veränderungen können auf ihre Wirkungen hin untersucht werden. So ist das Modell in besonderer Weise geeignet, sich mit Architektur auseinanderzusetzen.

 

1990/1991  Plastik

Der Umgang mit formbaren Materialien im Bereich Plastik, der vom ersten spielerischen Erleben bis zur bewussten Aussage, zur Formulierung von Formzusammenhängen führt und Umwelt ‚begreifbar‘ macht.

Plastik als künstlerische Ausdrucksform steht in unserer Zeit sicher nicht an erster Stelle im Bewusstsein der kunstinteressierten Öffentlichkeit. Die Darstellungsweisen durch das Bild oder durch die elektronischen Medien sind von unübersehbarer Präsenz. Andererseits gehört das plastische Gestalten zu den ältesten menschlichen Ausdrucksformen. In allen Kulturen haben Bildhauer mit ihren Werken die Formvorstellungen ihrer Epoche mitgeprägt. Erst in neuerer Zeit hat sich auch in der Schule die Einsicht durchgesetzt, dass gerade das Arbeiten im plastisch-körperhaften Bereich unverzichtbar und unersetzlich für eine umfassende Erziehung des jungen Menschen ist.

Die Kunstdidaktik hat dabei einen wesentlichen Beitrag zur Verdeutlich der erzieherischen Werte im Umgang mit Material und Werkzeug geleistet. Waren es zunächst Ansätze zur Ausbildung der Handfertigkeit, so wird heute im Zusammenwirken von erlernbaren handwerklich-technischen Fertigkeiten mit der eigenschöpferischen Vorstellungskraft der Schüler das eigentlich Lernziel gesehen. Die Eigengesetzlichkeit des Materials mit seinen begrenzenden Faktoren ist ebenso zu berücksichtigen, wie zum Gelingen das emotional-gefühlsmäßige Erleben in das entstehende Werk einfließen muss. So ist plastisches Arbeiten in vielfacher Weise von Voraussetzungen abhängig, die von allen Beteiligten ein hohes Maß an Gestaltungswillen und Durchhaltevermögen erfordern. Dem Lehrer kommt, mehr als in anderen Bereichen, die Aufgabe zu, motivierend und helfend den Arbeitsprozess zu begleiten.

Schon die Bereitstellung des Materials und der zur Bearbeitung notwendigen Werkzeuge verlangt aufwendige Planung und Organisation. Ton und Papier, Pappmachee und Gips, Holz und Stein, Draht und Blech sind elementare Materialien, aus denen sich Figuren und raumgreifende Konstruktionen entwickeln lassen. Hinzu kommt der unerschöpfliche Vorrat an Fundstücken aus allen Bereichen der industriellen Fertigung. In neuer Kombination und Verfremdung entstehen phantastische Gestalten, die oft unmittelbarer Ausdruck von Wirklichkeitsbewältigung sind.

Viele umfangreiche Schülerarbeiten aus dem Bereich ‚Plastik‘ können nicht in Ausstellungen gezeigt werden, da sie in den Schulen und manchmal auch im öffentlichen Bereich fest montiert sind. Dort tragen sie zu einer lebendigen Wechselbeziehung zwischen dem Betrachter und der Arbeit in der Schule bei.

 

1989/1990 Druckgraphik

Kaum eine andere bildnerische Technik nimmt in allen Schularten und allen Klassenstufen einen so breiten Raum ein, wie das Drucken. Gedruckt wird von allem in den ‚klassischen‘ Verfahren, zu denen die Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucktechnik zählen, aber auch in den sogenannten ‚grafischen Zwischenverfahren‘ wie Monotypie, Schablonen-, Material- und Kordeldruck oder deren Kombinationen.

Druckgraphik ist immer das Ergebnis anspruchsvoller und aufwendiger Arbeitsverfahren. vom zeichnerischen Entwurf über die Herstellung des Druckstocks, bis zum manuell oder maschinell ausgeführten Druckergebnis führt ein komplizierter Weg, der von den Schülern aber von den Lehrern vielfältige Kenntnisse und Einsatzbereitschaft verlang. Die Schüler werden schrittweise auf immer schwierigere Arbeitsformen vorbereitet.

Die ersten Versuche in der Grundschule mit einfachen Stempeldrucken wecken bereits das Interesse am Umgang mit Material und Werkzeug. Ihnen stehen die oft schon meisterhaft ausgeführten Druckergebnisse aus Mittel- und Oberstufenklassen gegenüber, die in anspruchsvollen Techniken, wie z.B. der Radierung, hergestellt wurden. Die Vielfalt der Ausdrucksmittel, von einfacher schwarz-weiß Wirkung im Holzschnitt bis zu Hell-Dunkel-Übergängen in Radierung und Lithographie geben dem Schüler die Möglichkeit zur ganz persönlicher Mitteilung und Aussage. Der Umgang mit den technischen Arbeitsmitteln verlangt größere Sorgfalt und mehr Geduld um zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Durch drucktechnische Maschinen und Arbeitsabläufe wird die Verbindung zur beruflichen Praxis hergestellt.




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